Beim Rückrundenstart des SV Darmstadt 98 gegen Jahn Regensburg könnte Rechtsverteidiger Bader fehlen. Trainer Torsten Lieberknecht sieht sich immer noch als Jäger.
Darmstadt. Ein paar Tickets gibt es noch an der Tageskasse, das Stadion am Böllenfalltor wird aber natürlich trotzdem fast voll sein am Samstag. Dann erwartet dort nämlich Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98 zum Rückrundenauftakt den SSV Jahn Regensburg, Anstoß ist um 13 Uhr. Aus Regensburg werden 350 Fans erwartet, sie werden – logischerweise – deutlich in der Unterzahl sein.
Die Lilien werden die Partie in Sondertrikots bestreiten: Diese wurden in Abstimmung mit Mitgliedervertretern designt und sollen daran erinnern, dass der Verein vor 125 Jahren gegründet worden ist. „Sehr gelungen“ seien die Jerseys, findet Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht, „aber ich hatte auch nichts anderes erwartet“. Ob er selbst einmal in einem Sondertrikot aufgelaufen ist? „Das weiß ich gar nicht mehr“, antwortete der 49-Jährige. Und fügte hinzu: „Ich war damals ja froh, dass ich überhaupt eins anhatte.“
Der Jahn ist ein Gesicht der Zweiten Liga geworden, es wird unangenehm.
Damit war dann aber auch schon Schluss mit dem Scherzen am Donnerstag, schließlich ging es in der ersten Spieltagspressekonferenz des Jahres vor allem um die Partie gegen Regensburg. Und die wird hart genug, da ist sich Lieberknecht sicher. „Der Jahn ist ein Gesicht der Zweiten Liga geworden, es wird unangenehm. Aber jeder, der gegen uns gespielt hat, weiß, dass es auch unangenehm ist, gegen uns anzutreten.“ Das wolle man am Samstag wieder einmal zeigen, aber der Spaß soll trotzdem nicht zu kurz kommen, forderte der Trainer. „Das dürfen wir nicht vergessen, und vor so vielen Fans muss das auch so sein.“ Exakt 676 waren es beim letzten Testspiel gegen den Schweizer Zweitligisten FC Wil vor einer Woche (1:0) gewesen, diesmal werden es ein paar Tausend mehr sein.
Darmstadt 98 startet als Tabellenführer in die Rückrunde, in der ganzen Saison gab es nur eine Niederlage. Das war am ersten Spieltag, 0:2 hieß es damals in Regensburg. „Das Schöne im Fußball ist ja, dass es Hin- und Rückspiel gibt“, sagte Lieberknecht, „ich bin aber weit entfernt davon, von Revanche zu sprechen. Wichtig wird vor allem sein, das Spiel in voller Zahl zu beenden.“ Im Juli 2022 hatte Patric Pfeiffer im ersten Durchgang Gelb-Rot gesehen, das 0:1 war bereits nach 17 Sekunden gefallen. „Wenn man so früh einen Treffer kassiert, ist es schwer, den eigenen Plan durchzuziehen“, erinnerte sich der Lilien-Coach. Soll heißen: Das soll am Samstag auf keinen Fall wieder passieren.
Patric Pfeiffer, Klaus Gjasula und Aaron Seydel fehlen auf jeden Fall
Nicht dabei sind neben dem gelb-gesperrten Pfeiffer, der wegen eines Zehenbruchs sowieso ausfallen würde, auch die Verletzten Aaron Seydel und Klaus Gjasula. Bei Gjasula sieht es ganz gut aus für die nahe Zukunft, Pfeiffer läuft zumindest schon wieder auf einem „laufunterstützenden Gerät, auf dem das eigene Körpergewicht keine Rolle spielt“, verriet Lieberknecht. Bei ihm komme es auch darauf an, wie Schmerzempfinden und eigener Antrieb mitspielen. Seydel ist noch in der Reha, eine Prognose ziemlich unmöglich. Marvin Mehlem pausierte in dieser Woche mal kurz wegen einer leichten Magen-Darm-Infektion, er sollte aber spielen können. Ein Fragezeichen steht derweil hinter Matthias Bader, der sich im Training am Mittwoch am Sprunggelenk verletzt hat. „Das ist immer auch ein bisschen Teil des Geschäfts, wir werfen im Training nicht mit Wattebällchen, um heil durch die Woche zu kommen“, sagte Lieberknecht. „Es ist immer hohe Intensität gefordert, da kommen auch mal Zweikämpfe zustande.“ Ob Bader spielen kann, wird sich zeigen.
Dass die Lilien jetzt die Gejagten sind, das wollen sie in Darmstadt nicht überbewerten. Sie sehen es sowieso ein bisschen anders – und das soll ausdrücklich kein Understatement sein. „Wir machen uns nicht klein, aber wir versuchen, das umzusetzen, was wir kommuniziert haben“, sagte der Trainer. Und wie sieht das aus? „Wir jagen weiterhin nach Punkten, das ist weiterhin unsere Sichtweise. Wir bleiben also bei den Jägern. Alles andere sind Spielchen psychologischer Art, die der Gegner vielleicht reinbringen will.“
Ich spreche etwa beim Hamburger SV nicht von Konkurrenz, der ist Lichtjahre entfernt von uns.
Dennoch ist auch beim SV 98 eines allen klar: Als Tabellenführer kann man sich nicht verstecken, man wird naturgemäß anders wahrgenommen. Auch von Mannschaften, die bisher nicht das erreicht haben, was sie sich vorgenommen haben. „Viele Teams wissen, dass sie ihr eigentliches Ziel, den Aufstieg, verfehlen werden. Sie müssen teilweise gar erst mal wieder aus der Abstiegszone herauskommen. Da sind die mentalen Voraussetzungen ganz andere als bei Mannschaften, die jetzt noch einmal alles geben werden, um noch dort oben reinzukommen.“
Und dann gibt es eben ja auch noch den SV 98. Der will ambitioniert sein, Lieberknecht bemühte am Donnerstag gar das Leitbild, das der Verein für sich entwickelt hat. „Wir wollen die besten 20 Teams ärgern. Bisher gelingt uns das. Aber ich spreche etwa beim Hamburger SV nicht von Konkurrenz, der ist Lichtjahre entfernt von uns. Und es gibt auch andere Vereine in der Liga, die finanziell deutlich kräftiger sind.“
Die aber eben trotzdem nicht auf Platz eins stehen.