Mainz 05 hat beim 3:1 in Freiburg den ersten Auswärtssieg der Saison gefeiert. Das freute nicht nur die Narren. Den Grundstein für diesen Erfolg hatten die 05er in der starken Anfangsphase gelegt.
Von Julia Sloboda
Stellvertretende Redaktionsleiterin Mainz
Jubeltraube: Kunde Malong (links) und Danny Latza (rechts) freuen sich mit Jean-Philippe Gbamin über dessen Tor zum 1:0.
(Foto: dpa)
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FREIBURG - Ein Fußballspiel lässt sich in verschiedene Phasen unterteilen. Phasen von Dominanz, Ballbesitz, aber auch Phasen, in denen die eigene Mannschaft die Drangphase des Gegners überstehen muss. Beim 3:1-Sieg gegen den SC Freiburg spielte Bundesligist FSV Mainz 05 seine beste Anfangsphase der Saison. Der Lohn: Zwei frühe Tore durch Jean-Philippe Gbamin (6. Minute) und Jean-Philippe Mateta (18.). „Wir haben herausragend Fußball gespielt“, blickte 05-Trainer Sandro Schwarz auf diese erste halbe Stunde vor 24 000 Zuschauern im Schwarzwald-Stadion. Den Mainzern gelang so ziemlich alles. Ballsicherheit, Passspiel, Zweikampfverhalten. Davon wirkten die Breisgauer überrascht und verunsichert.
Und doch drohte diese Partie plötzlich zu kippen. Viel brauchte es dazu nicht. In der 26. Minute erspielten sich die Gastgeber den ersten Eckball. Die Zuschauer schöpften Hoffnung. Robin Zentner fing den Ball jedoch ab. Der 05-Torhüter wollte das Spiel schnell machen, versuchte es mit einem weiten Abwurf – doch Luca Waldschmidt grätschte spektakulär dazwischen. Die Zuschauer feierten die Aktion wie ein Tor. Als dann noch ein Kopfball von Nicolas Höfler gerade so von Zentner entschärft wurde (28.), war der starke Beginn der Mainzer endgültig vergessen.
05-Trainer Sandro Schwarz hatte zuletzt immer wieder erklärt, seine Mannschaft müsse es schaffen, ihre guten Phasen zu verlängern. Das war schon beim 2:1-Erfolg gegen Bremen gelungen, als die Rheinhessen lediglich in den letzten zehn Minuten zittern mussten.
STREICHS ÄRGER ÜBER DEN SCHIEDSRICHTER
Die Freiburger verabschiedeten sich mit Sorgen in die Länderspielpause: Mittelfeldspieler Nicolas Höfler droht ein längerer Ausfall. Bei einem Zweikampf mit Karim Onisiwo verletzte sich der 28-Jährige möglicherweise schwer am Knie. „Jetzt hoffen wir, dass es kein Kreuzbandriss ist. Das wäre eine Katastrophe“, sagte SC-Trainer Christian Streich.
Zu allem Überfluss ärgerte sich Streich auch noch über die Leistung von Schiedsrichter Sascha Stegemann. Durch einige seiner Entscheidungen sei eine „wahnsinnige Unruhe rein gekommen“ und ein „paar Sachen habe ich überhaupt nicht verstanden“, sagte der Coach. Nach einem mutmaßlichen Handspiel von Moussa Niakhaté hätte sich Streich in der 30. Minute beispielsweise einen Elfmeter für sein Team gewünscht.
In Freiburg endete die erdrückende Dominanz der Mainzer zwar nach einer knappen halben Stunde, doch mehr als ein Tor gelang den aufkommenden Gastgebern nicht. Roland Sallai verkürzte auf 1:2 (72.). Dass die 05er ihren ersten Auswärtssieg feiern konnten, lag zum einen am 3:1 durch Karim Onisiwo nur drei Minuten nach dem Freiburger Anschlusstreffer. Der perfekte Zeitpunkt, um den euphorischen Gastgebern den Zahn zu ziehen. Zum anderen fehlte den Breisgauern am Ende das, was man wohl Spielglück nennt. Im Gegensatz zu den 05ern schafften es die Gastgeber nicht, aus ihrer guten Phase genügend Kapital zu schlagen. Ein Problem, das den Mainzern in den vergangenen Wochen nur zu geläufig war. Bestes Beispiel: Das DFB-Pokal-Spiel in Augsburg, das die Rheinhessen nach einer starken ersten Hälfte noch aus der Hand gaben. Das passierte in Freiburg nicht.
Den Grundstein für diesen ersten Dreier in der Fremde hatte das Schwarz-Team unbestritten in der ersten halben Stunde gelegt. „Wir wollten von Anfang an konzentriert zu Werke gehen“, sagte Jean-Philippe Mateta. „Gefühlt sind in dieser Phase 80 Prozent der freien Bälle bei uns gelandet“, sagte Robin Zentner. Von der „besten Auswärtsleistung“ sprach Rouven Schröder. „Freiburg war sichtlich beeindruckt“, sagte der Sportdirektor der 05er. Und auch Freiburgs Coach Christian Streich wusste: „Wir haben das Spiel in den ersten 30 Minuten gegen starke Mainzer verloren.“
Die konnten sich auf der Heimfahrt nicht nur über den ersten Auswärtssieg und die damit verbundenen 15 Punkte auf dem Konto freuen – sondern auch darüber, dass sie den Mainzer Fans pünktlich zum 11.11. gute Laune beschert hatten. Frei gab Sandro Schwarz seinen Spielern am Sonntag dennoch nicht. Statt Training stand aber lediglich Regeneration auf dem Programm. „Wir haben zumindest mal dazu beigetragen, dass die Stimmung gut ist – das ist uns auch wichtig“, sagte Schwarz, der an die letzte Saison erinnerte. „Wir hatten schon andere Phasen. Wenn ich da an Fastnachtssamstag denke, das hat sich furchtbar angefühlt.“ Damals hatten die 05er 2:4 in Hoffenheim verloren, sich mit den eigenen Anhängern zerstritten. In Freiburg wurde nach dem Abpfiff gemeinsam zu Margit Sponheimer geschunkelt. Für Schwarz „ein guter Start in die fünfte Jahreszeit“.