Der 52-jährige Oliver Eggebrecht gehört zu den Dauerstartern: Er läuft am 14. April zum 15. Mal den Weiltalweg-Landschafts-Marathon mit. Und ans Aufhören denkt er noch lange nicht. "So lange ich es körperlich schaffe, laufe ich weiter", sagt er.
Von Agathe Markiewicz
Redakteurin Weilburg
Auf dem Weg zum Ziel: Sieht aus, als sei es nicht anstrengend, denn Oliver Eggebrecht hat noch ein Lächeln auf den Lippen. Foto: Eggebrecht
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WEILMÜNSTER/HOCHTAUNUS - Zum 17. Mal schnüren die Läufer ihre Laufschuhe, um den Weiltalweg-Landschaftsmarathon unter die Füße zu nehmen. Am Sonntag, 14. April, ist es wieder so weit: Von Arnoldshain führt der Weg bis nach Weilburg zum Festplatz an der Hainallee. Oliver Eggebrecht aus Laubuseschbach ist zum 15. Mal mit von der Partie. Der 52-Jährige hat seit dem ersten Lauf im Jahr 2003 lediglich zwei der Läufe verpasst. Der Vater zweier Kinder verrät, was für ihn die Faszination am Marathon ausmacht.
Herr Eggebrecht, wie viele Marathons sind Sie schon gelaufen?
14 Mal den Weiltal-, 14 Mal den Frankfurt- und zwei Mal den Berlin-Marathon und dazu noch zwei Ultras. Der eine davon über eine Strecke von 72,7 Kilometern und der andere war 100 Kilometer lang.
Haben Sie alle beendet?
Ja, klar. Ich habe keinen Lauf abgebrochen.
Was fasziniert Sie am Laufen?
Das Laufen ist geistig entspannend und körperlich anstrengend. Es ist eine gute Entlastung zum Alltag.
Seit wann laufen Sie?
Eigentlich war ich schon immer laufbegeistert. Den Gedanken, einen Marathon zu laufen, hatte ich schon lange. Während meiner Bundeswehrzeit habe ich dann begonnen, sporadisch zu trainieren. So richtig mit dem Laufen angefangen habe ich erst mit Beginn des ersten Weiltalmarathons, also im Jahr 2003. Ich habe damals gedacht: Jetzt oder nie und intensiv mit dem Training angefangen.
Sie haben den Weiltalmarathon zwei Mal verpasst. Warum?
Im Jahr 2011 war ich gesundheitlich angeschlagen. Ich hatte einen Leistenbruch. Und im Jahr 2017 habe ich mit dem Training ein bisschen geschludert und ich dachte, dass das zu anstrengend wird. Aber im Nachhinein bereue ich das, denn ich denke, dass ich den Lauf geschafft hätte. Vor einem Jahr hatte ich ebenfalls so gut wie keine Vorbereitung und bin den gelaufen. Und das hat auch ganz gut geklappt.
Was war bisher Ihre beste Zeit?
Für den Marathon, also die Strecke von 42,2 Kilometern, habe ich in Berlin 2:54,52 Stunden gebraucht. Allerdings ist das bestimmt schon zehn Jahre her. Damals habe ich noch fünf Trainingseinheiten in der Woche absolviert. Aber auch den Weiltalmarathon habe ich schon unter drei Stunden geschafft.
Jetzt brauchen Sie länger?
Ja, unter drei Stunden laufe ich die Marathondistanz inzwischen nicht mehr.
Wie oft und wie lange trainieren Sie vor einem Marathon?
Meine Regel ist: Etwa zwölf Wochen vor dem Marathon beginne ich ein relativ intensives Training, bei dem ich etwa 30 bis 40 Kilometer in der Woche laufe. Das wird dann gesteigert bis auf etwa 100 Kilometer in der Woche. Obwohl das in den vergangenen Jahren weniger geworden ist.
Trainieren Sie alleine oder in der Gruppe?
Mittlerweile laufe ich allein. Aber 2003 haben wir noch in einer kleinen Gruppe von fünf bis sechs Mann trainiert. Das waren die Lauffreunde Laubuseschbach, es war aber kein Verein, sondern ein Zusammenschluss. Wir sind dann damals den Marathon auch zusammen gelaufen, aber die Gruppe hat sich so nach und nach zerschlagen.
Was ist das Besondere an der Weiltalstrecke?
Es ist eine tolle und abwechslungsreiche Strecke. Sie ist mit einigen Steigungen gespickt, was sie interessant und nicht monoton macht.
Und was ist nicht so toll?
Schade ist, dass so wenige Zuschauer kommen, um die Läufer anzufeuern.
Was war bisher die schönste Strecke, die Sie gelaufen sind?
Schön ist relativ. Das kann ich so nicht sagen, denn im Prinzip sind die Strecken alle schön. Und schön ist ein Lauf, wenn man das Ziel erreicht und alles so verläuft, wie man es geplant hat. Man könnte sonst die Motivation nicht aufbringen, wenn man die Läufe und Strecken nicht schön finden würde.
Apropos Motivation: Was machen Sie, wenn der innere Schweinehund vorbeischaut?
Da hilft nur noch der Blick nach vorn in Richtung Ziel. Natürlich ist kein Lauf wie der andere, und wenn die Kräfte nachlassen, dann ist es schwierig, vor allem auch, wenn man der angepeilten Zeit hinterherhinkt.
Ist der Mann mit dem Hammer ein Mythos oder ist er Ihnen auch schon mal begegnet?
Ja, den Mann mit dem Hammer gibt es (lacht). Es kommt natürlich auch darauf an, wie man den Marathon angeht. Wenn man ans Leistungsmaximum geht und eine bestimmte Zeit erreichen will, dann kommt der Mann und haut mit dem Hammer zu. Der Einbruch ist spürbar. Die Kräfte lassen nach. Beim Weiltalmarathon kommt er bei mir nach Weilmünster, das eine kleine Zuschauerhochburg ist. Dann beginnt eine Durststrecke. Wenn man aber einen gemütlichen Lauf absolviert, die Kräfte schont und gut einteilt, dann ist der Einbruch nicht so schwerwiegend.
Hören Sie beim Laufen Musik?
Nein. Mir gefällt die Natur. Und ich mag es zu hören, was um mich herum passiert. Das finde ich viel schöner.
Was geht Ihnen da durch den Kopf?
Im Training ist es entspannend. Im Wettkampf dagegen konzentriere ich mich auf meinen Körper. Es ist wichtig, den Rhythmus beizubehalten. Man ist mit sich selbst beschäftigt und dabei verfliegt die Zeit.
Wie ist das Gefühl, wenn Sie über die Ziellinie laufen?
Es sind Glücksgefühle und das Schönste überhaupt. Es ist der Höhepunkt des Wettkampfs und es ist immer wieder faszinierend. In den letzten Augenblicken steigt die Motivation und man hat den festen Willen, es wieder zu tun.
Gibt es Tipps und Tricks, auf die Sie schwören?
Am Tag des Marathons esse ich zum Frühstück immer Honigtoast, dazu gibt es eine Tasse Kaffee. Ansonsten ist es ratsam, vor dem Wettkampf nicht zu fettig zu essen und nur leicht verdauliche Lebensmittel zu sich zu nehmen. Natürlich esse ich am Tag davor auch Kohlenhydrate in Form von Nudeln, aber ob das etwas bringt, darauf würde ich nicht schwören. Beim Wettkampf selbst nehme ich ab der Halbmarathon-Distanz etwa alle fünf Kilometer ein Energiegel zu mir. Und ab Kilometer 30 oder 35 trinke ich Cola. Ich habe das Gefühl, dass der Zucker und das Koffein nochmal Kräfte freisetzen. Und wenn es nur im Kopf ist.
Warum sollte man einen Marathon laufen?
Sollte schon mal gar nicht. Aber wenn man Spaß am Laufen hat, dann kann ich es nur empfehlen. Das Gefühl, die Strecke bewältigt zu haben, ist unbezahlbar. Denn einen Marathon zu laufen, kann grundsätzlich jeder, der keine gesundheitlichen Einschränkungen hat. Es ist eine Frage des Trainings und der angestrebten Zielzeit.
Haben Sie sich denn vor Ihrer Laufkarriere von einem Arzt untersuchen lassen?
Natürlich. Vor dem ersten Weiltalmarathon. Das war die Bedingung meiner Frau.
Wie viele Schuhe haben Sie schon durchgelaufen?
Das habe ich nicht gezählt (lacht). Das kommt aber schon was zusammen. Schätzungsweise zwei bis drei Paar pro Jahr.
Wie viele Marathons wollen Sie noch laufen?
Den Weiltal- und den Frankfurtmarathon möchte ich schon beibehalten. Allerdings auf einem Niveau, auf dem es Spaß macht. Aber so lange ich es körperlich schaffe, laufe ich weiter.