Leichtathletik: Stabhochspringerin Stefanie Dauber erlebt märchenhaftes Jahr
Die aus Bermbach stammende Stabhochspringerin avanciert nach etlichen Verletzungs-Rückschlägen zur EM-Teilnehmerin.
Von Thorsten Eisenhofer
Alle Jubelventile geöffnet: Am 22. Juli schafft Stefanie Dauber in Nürnberg mit 4,45 Meter die EM-Norn.
(Foto: dpa)
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BERMBACH - Die aus WaldemsBermbach stammende Stabhochspringerin Stefanie Dauber hat eine märchenhafte Saison erlebt. Nach verletzungsgeprägten Jahren nahm sie mit 31 Jahren erstmals an einer internationalen Meisterschaft teil. Das soll noch lange nicht das Ende ihres (späten) Höhenfluges sein. Die Saison, ja vielleicht sogar die Karriere von Stefanie Dauber, lässt sich in ein vorher und ein nachher einteilen. In eine Zeit vor dem 7. Juli 2018. Und in eine Zeit danach. An jenem 7. Juli fand am Tegernsee ein Stabhochsprungmeeting statt. Dauber nahm dort die Höhe von 4,45 Metern in Angriff, die Norm für die Europameisterschaft in Berlin. Sie schaffte diese Höhe an diesem Tag zwar nicht, aber sie scheiterte nur knapp: „Danach wusste ich, dass die Norm möglich ist.“
Bei Deutschen Titelkämpfen Ticket für Heim-EM gelöst
Zuvor hatte sie sich überhaupt keine Gedanken über eine mögliche Teilnahme an der Heim-EM gemacht. „Ich habe kein bisschen daran gedacht“, bestätigt die für den SSV Ulm startende Leichtathletin. Ihr Aufschwung entwickelte sich in der Folge zum Stabhochsprung-Märchen, das seinen Höhepunkt 15 Tage nach jenem Meeting am Tegernsee in Nürnberg fand.
Dauber sprang bei den deutschen Meisterschaften erstmals 4,45 Meter, belegte Rang zwei – und sicherte sich damit das EM-Ticket. Von einer Teilnahme an internationalen Meisterschaften hatte sie als Jugendliche geträumt – mit 18 belegte sie Rang drei bei deutschen Jugend-Meisterschaften. In den vergangenen Jahren war eine Teilnahme Daubers an einer internationalen Meisterschaft jedoch ungefähr so realistisch gewesen, wie ein Marathon-Olympiasieg eines deutschen Läufers.
Im ersten Jahrzehnt als Stabhochspringerin im Seniorenbereich war sie andauernd verletzt. Und wenn sie mal nicht verletzt war, kämpfte sie mit anderen Widrigkeiten: Anlaufprobleme, zu viel Training, zu wenig Regeneration.
Dauber hatte in den vergangenen Jahren unter anderem zwei Kreuzbandrisse, einen Knorpelschaden, Achillessehnenprobleme und einen Muskelbündelriss. Es ist fast ein Wunder, dass eine Sportlerin, die über Jahre nicht den Durchbruch geschafft hat, nicht irgendwann einfach aufhört. Stefanie Dauber gibt zu, dass die Zeit mit den vielen Verletzungen nicht einfach war.
Beim Wiesbadener LV das Stabhochspringen gelernt
Doch ihr positives Lebensgefühl blieb. Prompt befeuerte eine glückliche Fügung die Trendwende. Vor knapp zwei Jahren, als sie beim SSV Ulm ohne Trainer dastand, übernahm Wolfgang Beck das Coaching und entpuppte sich als „Glücksgriff“. Er machte das kleine Stabhochsprung-Märchen möglich. Dauber trainiert im Vergleich zu anderen Springerinnen wenig, macht dafür mehrere Technikeinheiten pro Woche – es scheint das Erfolgsrezept für ihren Körper zu sein.
Stefanie Dauber, die beim Wiesbadener LV das Stabhochspringen gelernt hat und ihre leichtathletischen Anfänge beim TV Bermbach hat, hadert nicht, dass sie über ein Jahrzehnt für den Übergang vom Talent zu einer deutschen Spitzenathletin benötigt hat. Lieber will sie jetzt die Zeit des Höhenflugs genießen, auch wenn es bei der EM nicht über die Qualifikation hinausgegangen war. „Darüber war ich schon ein bisschen enttäuscht“, sagt sie.