Eintracht-Legende Jürgen Grabowski ist gestorben. Der Wiesbadener Weltmeister von 1974 wurde 77 Jahre alt.
FRANKFURT. Die Fußball-Welt trauert um Jürgen Grabowski: Der Weltmeister von 1974 ist am Donnerstagabend im Alter von 77 Jahren verstorben. Das bestätigte die Familie von Grabowski am Freitag. Der gebürtige Wiesbadener erlitt in den vergangenen Jahren immer wieder gesundheitliche Rückschläge, unter anderem musste er aufgrund von Nierenproblemen regelmäßig zur Dialyse. Im Januar stürzte Grabowski im Bad, musste nach einem Oberschenkelhalsbruch mehrfach operiert werden. In der Folge kam es zu Komplikationen - letztlich zu viel für die Legende.
Auch bei der Eintracht herrscht große Betroffenheit. „Dass Jürgen Grabowski verstorben ist, ist für uns alle unbegreiflich“, ließ Vereinspräsident Peter Fischer verlauten. Vorstandssprecher Axel Hellmann sagte: „In seiner aktiven Zeit war Jürgen Grabowski vielleicht der vollkommenste Spieler, der für die Eintracht gespielt hat. Seine Aura wirkt bis in die Gegenwart. Grabi, der so gerne bei den Spielen unserer Eintracht dabei war, war generationsübergreifend identitätsstiftend für den Verein.“ Die Eintracht wird beim Bundesliga-Heimspiel an diesem Sonntag gegen den VfL Bochum mit Trauerflor spielen, zudem ist eine Schweigeminute geplant.
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Der Spielmacher, der im DFB-Trikot meist Rechtsaußen spielte, wurde mit der deutschen Nationalmannschat auch 1972 Europameister, mit der Frankfurter Eintracht, für die er 15 Jahre lang aktiv war, gewann der Ehrenspielführer 1974 und 1975 den DFB-Pokal sowie 1980 den Uefa-Cup. „Für mich war er einer der größten Künstler, den wir bei der Eintracht hatten - wenn nicht sogar der größte“, würdigte Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz Körbel seinen langjährigen Teamkollegen zu dessen 75. Geburtstag.
Bei drei Weltmeisterschaften mit dabei
Grabowski begann seine Karriere mit acht Jahren bei seinem Heimatverein SV Biebrich 1919, mit 16 Jahren wechselte er zum FV Biebrich 02. 1965 schloss er sich der Eintracht an. Grabowski kam auf insgesamt 517 Pflichtspiele für die Hessen, erzielte 128 Treffer. 1980 musste er seine Laufbahn nach einem Foul von Lothar Matthäus verletzungsbedingt beenden. Zu seinem Abschiedsspiel zwischen der Eintracht und der WM-Mannschaft von 1974 im damaligen Waldstadion kamen mehr als 40.000 Fans.
Im DFB-Trikot bestritt er 44 Länderspiele, markierte fünf Treffer. Er nahm insgesamt an drei Weltmeisterschaften teil, 1966 blieb er noch ohne Einsatz. Unvergessen seine Vorbereitung zum 2:1-Siegtreffer im WM-Finale 1974. An seinem 30. Geburtstag leitete Grabowski den Treffer von Gerd Müller ein. An jenem 7. Juli 1974 dachte Grabowski: „Die Welt gehört dir.“ Dabei war er nach dem blamablen 0:1 gegen die DDR aus der Mannschaft geflogen, was ihn tief getroffen hat. Als Einwechselspieler gelang ihm dann aber das vorentscheidende 3:2 gegen Schweden und er war wieder in der ersten Elf. "Diesem Spiel", sagte er immer wieder, "verdanke ich alles."
Der gebürtige Wiesbadener, der nach seiner Karriere eine Versicherungsagentur betrieb und mit seiner Frau Helga in Taunusstein lebte, war unter anderem auch zwei Mal kurzzeitig Interimstrainer der Eintracht (1977/1978 und 1983/1984). Er saß außerdem im Verwaltungsrat. Eine Manager- oder Funktionärstätigkeit strebte er nie an. Bei jedem Heimspiel der SGE ist Grabowski in der inoffiziellen Hymne des Clubs von „Tankard“ allgegenwärtig: „Wir haben die Eintracht im Endspiel gesehen, mit dem Jürgen, mit dem Jürgen, sie spielt so gut und sie spielt so schön mit dem Jürgen."
Am Donnerstagabend ist der WM-Held in einem Wiesbadener Krankenhaus verstorben.