Janina Kämmerer war beim TSV Langstadt schon in der Oberliga am Ball und glänzt auch in der Bundesliga. Das TSV-Eigengewächs ist zuversichtlich vor dem Halbfinale gegen Berlin.
Von Lars Monzheimer
Ein unvergesslicher Moment für Janina Kämmerer: Umjubelter Sieg im Viertelfinal-Hinspiel gegen die italienische Meisterin Giorgia Piccolin.
(Foto: Joaquim Ferreira)
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LANGSTADT - Diesen Abend wird Janina Kämmerer so schnell nicht vergessen. Im Playoff-Hinspiel gegen die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim steht es 5:3, als die Tischtennisspielerin des Bundesligisten TSV Langstadt zu ihrem zweiten Einzel gegen die italienische Meisterin Giorgia Piccolin antritt. Parallel spielt Teamkollegin Alena Lemmer gegen die Französin Marie Migot, verliert aber recht schnell mit 0:3. Alle Blicke der 240 Zuschauer in der Langstädter Eckehard-Colmar-Halle gelten nun dem 21 Jahre alten Eigengewächs, das mit dem südhessischen Shootingteam im Jahr 2010 noch in der Oberliga Hessen gespielt hatte – und neun Jahre später für einen Knaller im Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft sorgt.
An dem Abend entluden sich alle Emotionen. Umarmungen und Glückwunsche waren Janina Kämmerer nach dem 3:2-Sieg gewiss. „Im Vorhinein hatten alle auf ein 5:5 getippt. Dass wir vorne vier Punkte holen können, wussten wir. Hinten war klar, dass es schwer wird, aber ich konnte früher schon einmal gegen beide gewinnen.“ Letztlich täuschte sie ihr gutes Gefühl vor dem zweiten Einzel gegen Piccolin nicht. „Ich wusste, dass ich gewinnen kann, habe aber zwischendrin nicht unbedingt daran geglaubt.“ Im fünften Satz spielte sie sich nach einer Auszeit von Coach Thomas Hauke beim Stand von 4:4 in einen wahren Rausch. Beflügelt durch das frenetische Heimpublikum, machte sie kaum noch Fehler, holte den Satz mit 11:5 und damit das Match. „Es war sehr laut, ich stand am Tisch und konnte weder den Schiedsrichter noch meinen Trainer hören“, erklärte Janina Kämmere, die mit ihrem Sieg das 6:4 sicherte und für die glänzende Ausgangslage vor dem Rückspiel sorgte, das die Langstädterinnen schließlich mit 6:2 gewannen und ins Halbfinale einzogen.
Diese Saison verläuft ganz nach dem Geschmack der jungen Südhessin. „Dass ich in der Bundesliga eine Bilanz von 8:5 spiele, ist für mich persönlich ein Riesenerfolg.“ Dem Halbfinale gegen Titeltopfavorit TTC eastside Berlin sieht sie gelassen entgegen. „Berlin ist von eins bis vier sehr stark besetzt, wir sind Außenseiter. Fraglich ist außerdem, wie Berlin die Mannschaft aufstellen wird“, verweist die Langstädterin auf den großen Kader des Gegners. Doch im vorderen Paarkreuz seien die Chancen für ihr Team abermals sehr gut. „Wir können schon einige Spiele gewinnen.“
Vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte, die sich ganz eng mit ihrem Namen verknüpfen lässt. Denn Janina Kämmerer ist seit der Saison 2011/12 eine feste Größe in der ersten Langstädter Damenmannschaft, debütierte mit 17 Jahren in der Zweiten Bundesliga, in der sie drei Jahre spielte, bevor das Team in die Erste Bundesliga aufrückte. Das alles mit großem Erfolg, denn in der deutschen Rangliste wurde sie im Februar bereits auf Rang 27 geführt und hat seitdem weitere Punkte machen können. Ihr Spiel bezeichnet sie selbst als rückhandorientiert, mit eher längeren Ballwechseln, was auch gegen Giorgia Piccolin der große Gewinner war.
Ihr besonderes Talent stellte Kämmerer in ihrem letzten Jugendjahr 2016 unter Beweis, als sie im Einzel und Doppel deutsche Vizemeisterin wurde, was ihr Startplätze bei der Jugend-WM in Kapstadt und der EM in Zagreb einbrachte. Damals hatte sie noch die Frankfurter Carl-von-Weinberg-Schule besucht, durch die alle sportlichen Aktivitäten unterstützt wurden. Mittlerweile fehle die Zeit, um den Sport in dem Umfang weiterzuverfolgen, auch wenn sie am Karfreitag noch zum Osterferienlehrgang des hessischen Verbands unter der Leitung des ehemaligen Nationaltrainers Tobias Beck in Frankfurt hinzugestoßen ist.
Doch auch wenn der Sport eine sehr große Rolle in ihrem Leben einnehme, so hat Janina Kämmerer ihre berufliche Zukunft bereits geplant. Die Studentin für das Grundschullehramt möchte im September ihr Studium mit dem Ersten Staatsexamen abschließen und im November 2020 mit dem Referendariat in einen neuen Lebensabschnitt starten.