Dienstag,
16.04.2019 - 00:00
3 min
Schwarz ist „unendlich dankbar“
Von Katja Sturm

Emotional: Sebastian Schwarz kam 2017 zu den United Volleys. (Archivfoto: UV/Corinna Seibert)
FRANKFURT - Die vergangenen Wochen fühlten sich seltsam an. Einerseits versuchte Sebastian Schwarz, sich in der heißen Phase der Saison, vor allem während der knapp verlorenen Playoff-Viertelfinalserie gegen die SVG Lüneburg, ganz auf den Sport zu fokussieren. Andererseits war dem Kapitän der United Volleys bewusst, dass er seine letzten Angriffsaktionen als Volleyballprofi erlebte. Denn um den Jahreswechsel herum hatte der 33-Jährige beschlossen, seine Karriere zu beenden. Am Montag machte der Verein diese Entscheidung offiziell.
„Ich wollte nie noch mit 40 spielen“, sagt Schwarz. Den richtigen Zeitpunkt für einen Rücktritt zu finden, sei aber schwer. Zumal wenn man noch mitspielen kann. Doch genau das hatte der Routinier beabsichtigt: Sich mit einem „guten Gefühl“ zu verabschieden und nicht erst, „wenn die Zuschauer froh sind, wenn man vom Feld geht“.
Der frühere United-Trainer Michael Warm hatte Schwarz 2017 an den Main gelockt, um nach dem Abgang des vorherigen Teamleaders Christian Dünnes zum Deutschen Volleyball-Verband (DVV) erneut eine erfahrene Kraft anzuheuern, die den Jüngeren im Frankfurter Projekt beim Weg nach oben helfen kann. Doch die Ziele, die der Neuzugang selbst mit seinem Engagement verband, konnte er erst mal nicht erfüllen. Ein Bandscheibenvorfall bremste ihn gleich zu Saisonbeginn. Erstmals fiel der frühere Nationalspieler längerfristig aus. In der zweiten Spielzeit lief es besser. Die Teilnahme an der Champions League, die der mehrmalige nationale Meister und Pokalsieger 2007 mit dem VfB Friedrichshafen schon mal gewonnen hatte, bedeutete für ihn ein abschließendes Highlight. Die Ligasaison, in der United erstmals die Runde der besten Vier verpasste, habe wahrscheinlich unter der zusätzlichen Belastung gelitten.
Für Schwarz selbst kam hinzu, dass er vor einem Jahr Vater einer Tochter geworden war. Die „Pendeleien“ zwischen der Heimatregion am Bodensee, wo die Familie ein Haus gebaut hat, und dem Rhein-Main-Gebiet machten sowohl ihm als auch seiner Frau zu schaffen. Als älterer Spieler, so Schwarz, müsse man außerdem mehr investieren, um fit zu bleiben. All das bedeutete eine drückende Bürde.
Auf seine lange Laufbahn im Sportgeschäft kann er stolz sein. Rückblickend trauere er nicht verpassten Chancen nach, sondern erinnere sich in erster Linie an die schönen Momente. Darunter der fünfte Platz bei Olympia in London 2012, der Gewinn von WM-Bronze 2014 oder auch die Auftritte in den volleyballverrückten Ländern Italien, Polen und Russland, wo er in der höchsten Liga spielte. „Das waren wunderschöne 15 Jahre. So lange auf diesem Niveau spielen zu können, ist ein echtes Privileg, für das ich unendlich dankbar bin.“
Was die Zukunft angeht, muss Schwarz sich jetzt erst mal orientieren. 2017 hatte er sein Studium in International Management abgeschlossen. Nun will er den Sommer damit verbringen, sich nach einer neuen Herausforderung umzusehen. Den Volleys traut er zu, dass sie sich noch gut entwickeln. So ein Projekt brauche Zeit, bis es Titel sowie mehr Zuschauer und Sponsoren verbuchen könne. „Ich hoffe, dass man die Geduld hat, es weiter voranzutreiben.“ Er selbst werde das verfolgen und ab und an in Frankfurt sein, da er in der Region Freunde und Verwandtschaft habe.
Wehmut empfindet der Sport-Rentner nicht. Der Abschluss in dem knappen Duell gegen Lüneburg sei plötzlich gekommen, „eben waren wir noch mittendrin in der Saison und dann schon raus“. Deshalb fühle sich alles momentan eher nach einer Pause an. Nur dass diese nicht mehr aufhören soll.