Saisonfinale für die südhessischen Speedskater Florian Röhrich, Tim Böhle, Floris Gaier, Christopher Balzer und Paul Hollmann (von links).
(Foto: Thomas Zöller)
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GROSS-GERAU - Am Ende einer ziemlich verlorenen Saison kamen die Speedskater doch noch einmal in den Genuss echten Renngefühls. Bei den Speed-Offs bildeten Massenstartrennen den ersten kleinen Schritt zurück zur sportlichen Normalität im Groß-Gerauer Skatepark, wo vor gut einem Monat noch die Deutschen Meister durchweg im Einzelstart ermittelt worden waren. „Das ist mit dem Gesundheitsamt so abgestimmt. Beim Kriterium mit 50 Startern pro Klasse wäre das natürlich noch nicht möglich. Aber 90 Prozent der hier startenden Kinder trainieren ja ohnehin zusammen auf der Bahn“, erklärte Katja Deichmann als Kampfrichterin, aber vor allem als Abteilungsleiterin des ausrichtenden Blau-Gelb Groß-Gerau.
Wobei nicht jeder Verein das Angebot wie geplant nutzen konnte oder wollte. So war es den Skatern aus dem saarländischen Homburg dann doch nicht geheuer, wieder Rennen mit möglichem Körperkontakt zu fahren. Die Dom Skater Fulda hätten die Rennen dagegen noch intensiver für ihre Aufbauarbeit genutzt. Doch sieben der Flüchtlingskinder, die sie für das Speedskaten begeistern konnten, durften nach einem Corona-Ausbruch in ihrem Wohnheim nicht nach Groß-Gerau kommen.
„Aber wir sind froh, dass wir unseren Athleten noch einmal eine Wettkampfmöglichkeit bieten konnten“, sagte Bernd Gutermuth, der zusammen mit seiner Tochter Alisa den hessischen Nachwuchs betreut. Wobei der Begriff Massenstart sich auch relativierte, da in den jeweiligen Altersklassen zwischen fünf und zehn Speedskater gemeldet waren. Anders als in der bisherigen Ausrichtung der Speed-Offs wurde aber auch den älteren Skatern eine Startmöglichkeit geboten. In einer offenen Klasse trafen sich dann Jugend, Junioren und Aktive, männlich wie weiblich.
GROSSE PLÄNE IM SKATEPARK
Die jähe Ausbremsung durch Corona hält die Speedskater von Blau-Gelb Groß-Gerau nicht von großen Plänen ab. „Wir wollen im nächsten Jahr den ersten Marathon in Groß-Gerau starten“, erklärte Abteilungsleiterin Katja Deichmann am Rande der Speed-Offs. 2022 sollen dann die deutschen Meisterschaften folgen auf einem Kurs mit Ziel am Marktplatz und Start am Skatepark, wo zudem die Innenbahn einen neuen Belag erhalten soll. Das etwa 60 000 Euro teure Projekt einer Bahnsanierung unterstützt laut Deichmann auch Bürgermeister Erhard Walther mit dem Fernziel, eine Speedskating-Europameisterschaft nach Groß-Gerau zu holen.
Meist angeführt von Florian Röhrich, der bei der deutschen Meisterschaft mit drei Medaillen überrascht hatte. „Das hat noch einmal richtig Spaß gemacht“, sagte der Darmstädter Sprintspezialist mit hörbarem Bedauern, dass eine Freiluftsaison endete, die nie richtig angefangen hatte. „Aber ich brauch’ nicht immer Rennen, um mich zu motivieren. Mir reichen da auch Bestzeiten im Training“, ergänzte Leonie Imhof, Junioren-Nationalfahrerin bei Blau-Gelb Groß-Gerau.
Deren Vereinskollegin Leonie Ohl mischte als Jugendfahrerin auch ordentlich bei den Jungs mit. Der Gesamtsieg in der Damenklasse vor Justine Anton (Darmstadt) war da eher nebensächlich. Röhrich lag als Sieger in drei der vier Rennen in der Gesamtwertung am Ende vor Tim Böhle (Groß-Gerau), der den 300-m-Sprint gewann, und Paul Hollmann (ERSG Darmstadt). In den von Groß-Gerau dominierten Nachwuchsklassen liefen für die ERSG Darmstadt Carlos Pereira und Samuel Stirnat auf die Plätze zwei und drei bei den A-Schülern sowie Laura Faustino zu einem Sieg bei den Anfängern 2. Stirnat gewann zusammen mit Vereinskollege Simon Düppre und Julia Beech (Groß-Gerau) eine Mix-Staffel.
Zwar ist die Freiluftsaison damit für die Speedskater offiziell beendet. Trotzdem soll noch so lange wie möglich im Skatepark trainiert werden. Geplant ist aber auch wieder ein Winter-Cup mit vier Terminen in verschiedenen Hallen. Zwar gab es auch Skepsis gegenüber der Indoor-Wettkampfvariante. Am Rande der Speed-Offs verständigten sich die Verantwortlichen aber, auch diesen nächsten Schritt gehen zu wollen.