Bei den Groß-Gerauer Speedskatern zielt Sprint-Ass Simon Albrecht nach einem Winter auf dem Eis auf Olympia. Der Blau-Gelb-Nachwuchs holt vordere Plätze beim Kriterium.
Von Udo Döring
Sportredakteur
Groß-Gerauer Speedskating-Asse im Renneinsatz: Leonie Ohl (oben in der Mitte) als Gesamtzweite der Jugend und Simon Albrecht bei seinem Rekordsprint am späten Abend.
(Fotos: Zöller/Opperskalski)
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GROSS-GERAU - Der Sprintcup war schon abgesagt. Zu viel Regen, zu gefährlich. Aber Simon Albrecht wollte unbedingt sprinten. Jetzt, wo er beim Heimspiel mal topfit war. Und er hatte starke Unterstützung. „Da waren doch etliche Leute vor allem wegen des Sprintcups angereist, teilweise aus Chile und Venezuela“, erklärte der Lokalmatador. Die Überzeugungsarbeit bei der Jury des Groß-Gerauer Speedskating-Kriteriums hatte Erfolg – und am späten Freitagabend bedankte sich Albrecht auf der dann doch noch getrockneten Bahn mit einer Demonstration seiner Extraklasse.
„Mit der Zeit hätte ich nicht gerechnet. Es war ja auch schon spät und kalt, da ist die Bahn nicht ganz so schnell.“ Umso wertvoller sind die 22,954 Sekunden, die der 24 alte Groß-Gerauer für die 300 Meter brauchte. Deutscher Rekord. „Das hat mir gezeigt, dass ich auf gutem Weg in Richtung WM bin“, sagte Albrecht, der sich im Winter erstmals als Eisschnellläufer versuchte.
„Obwohl es so ähnlich aussieht, ist das ein total anderer Sport. Von der Technik musste ich komplett von vorne anfangen.“ Deswegen zog es den Groß-Gerauer auch in die Niederlande. Weil er bewusst mit Trainern und Athleten arbeiten wollte, die sich auskennen mit dem Umstieg von Rollen auf Kufen. So wie die auch beim Kriterium bestens bekannten Mulders-Brüder, von denen einer schon Gold bei Olympia holte.
Groß-Gerauer Speedskating-Asse im Renneinsatz: Leonie Ohl (oben in der Mitte) als Gesamtzweite der Jugend und Simon Albrecht bei seinem Rekordsprint am späten Abend. Fotos: Zöller/Opperskalski
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Dieses Ziel gibt nun auch dem zweifachen Weltmeister und World-Games-Sieger sowie achtfachen Europameister neue Motivation. „Wenn ich die Technik in den Griff bekomme, bin ich zuversichtlich, dass ich in ein paar Jahren bei Olympia starten kann.“ Die Winterspiele 2022 in Peking wären dann ein Ziel, das auch andere Speedskater haben, die am Wochenende in Groß-Gerau erfolgreich waren. Etwa die bei den Frauen zweitplatzierte Mareike Thum von der ERSG Darmstadt, die sich in ihrem ersten Winter auf Eis schon der nationalen Spitze genähert hat. Allen voran natürlich Bart Swings, der zwischen seinen 42 internationalen Titeln und acht Siegen in Groß-Gerau auch die erste Olympiamedaille für Belgien im Eisschnelllaufen holte – 2018 Silber in Pyeongchang.
Das nächste Nahziel haben alle auf Rollen: die WM im Juli in Barcelona. Dorthin will auch Leonie Ohl, auch wenn sie dafür noch zu jung ist. Aber Speedskaten ist nun mal ihre Leidenschaft, der sie gerne auch als Zuschauerin nachgeht. In der Jugendklasse gehört sie zumindest schon zur Weltspitze. Als Gesamtzweite sorgte die 15 Jahre alte Schülerin für das qualitativ beste Nachwuchsergebnis aus Sicht des Gastgebers Blau-Gelb Groß-Gerau. „Ich bin damit zufrieden, zumal ich ja dem jungen Jahrgang angehöre“, sagte Leonie Ohl, für die das große aktive Saisonziel die EM Ende August in Spanien ist.
Richtung WM geht es dagegen schon für die Juniorinnen, wo Valerie Imhof in Groß-Gerau Gesamtzwölfte wurde. Zwillingsschwester Leonie startete nach langer Verletzungspause im Winter nur über 500 Meter, wo sie das Finale knapp verpasste und Sechste wurde.
„Wir haben uns schon vor zwei Wochen in Geisingen gut gezeigt. Aber es ist noch Luft nach oben“, lautete die Bilanz von Philipp Forstner als Vereinstrainer. Aber der viele Jahre selbst erfolgreiche Speed-skater betrachtete das Kriterium auch noch aus einer höheren Warte. Nachdem er seine aktive Karriere im Vorjahr beendet hatte, wurde ihm der Posten als Jugend-Nationaltrainer angeboten. Was er trotz des zeitintensiven Mathe-Studium gerne annahm. Aus nationaler Sicht sieht der 24-Jährige noch mehr Luft nach oben: „Wir haben gute Skater, aber mit den sehr guten sind wir knapp besetzt.“
Vielleicht fruchtet die gute Zusammenarbeit mit der ERSG Darmstadt ja weiter so, dass aus Südhessen wieder Asse wie Kriteriums-Gesamtsieger Felix Rijhnen oder eben Simon Albrecht heranwachsen. Einige Ergebnisse der Jüngsten lassen bei Blau-Gelb zumindest hoffen: Isabell Fuchs siegte bei den A-Schülerinnen, Julia Beech wurde ebenso Sechste (B-Schülerinnen) wie Nico Militello (C-Schüler). Und mit Mia Zschätzsch stand ein in Groß-Gerau bestens bekannter Nachname auf Rang vier der C-Schülerinnen. Deren Cousin Samuel belegte in der gleichen Altersklasse den gleichen Platz. Er startet für den SCC Skating Berlin – wo er aber noch lieber auf dem Eis läuft.