BMW-Pilot Timo Glock fährt in der im Juni startenden DTM-Saison für das Team Rohe. Der Wersauer erntet Lob, aber auch durchaus querdenkerische Kommentare für Post zu Corona-Maßnahmen.
Von Udo Döring
Sportredakteur
Timo Glock startet auch in der neuen DTM in einem BMW, allerdings mit weniger PS.
(Archivfoto: Hans Welzenbach)
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DARMSTADT - Timo Glock weilt in Bahrain, wo er sich als TV-Experte um den Saisonstart der Formel 1 kümmert. Doch der gebürtige Wersauer hat vor dem Abflug noch Nachrichten in eigener Sache in der Heimat hinterlassen. „Ich freue mich wirklich sehr, dass ich der DTM auch 2021 erhalten bleiben kann“, erklärte der 39 Jahre alte Wahl-Schweizer und bestätigte damit seinen Verbleib in der Tourenwagenserie, den er im Interview mit dieser Zeitung vor einer Woche schon angedeutet hatte.
Glock wird im Team Rowe der zweite Pilot neben dem 18 Jahre jüngeren Sheldon van der Linde sein, der im Vorjahr ebenfalls in der alten DTM fuhr. „Obwohl ich der ältere von uns beiden bin, kann ich von ihm wahrscheinlich mehr lernen, weil er deutlich mehr Erfahrung mit dem BMW M6 GT3 hat“, sagt der Odenwälder, der sich an ein leistungsärmeres Auto gewöhnen muss. Nachdem das Deutsche Tourenwagen Masters (DTM) im alten Zuschnitt auch aus Kostengründen von den Werksfirmen aufgegeben wurde, wird in der Fortführung der Serie nach einem GT3-Reglement gefahren, in dem die Autos wesentlich weniger PS haben.
„Für uns ist es absolut fantastisch, mit einem Fahrer wie Timo Glock arbeiten zu dürfen“, freut sich Rowe-Teamchef Hans-Peter Naundorf, der mit van der Linde und Glock die beiden im Vorjahr bestplatzierten BMW-Piloten der DTM unter Vertrag hat. „Mit seiner immensen Erfahrung wird er für uns in unserem neuen Betätigungsfeld DTM eine sehr große Hilfe sein“, sagt Naundorf, der neben Glocks „fahrerischer Klasse“ auch auf dessen Popularität Fans setzen kann.
Der zweifache Familienvater hat auch eine große Fangemeinde in den sozialen Medien, an die er sich dieser Tage mit folgenden Worten wandte: „Also mal ganz ehrlich: Versteht jemand noch diese Entscheidungen der letzten Monate? Lockdown, Wellenbrecher, Ausgangssperre, Notbremse, Geschäfte auf, dann wieder zu, impfen, testen, Urlaub nicht in Deutschland, aber auf Malle, jetzt über Ostern zuhause bleiben, wieder alles runter fahren... soll das zum Ziel führen? Ich gebe es ganz offen zu: Dafür bin ich zu blöde, diese Strategie zu verstehen“.
Mit der offensichtlichen Unzufriedenheit fand er viel Zuspruch, das als sportlicher Promi so ausgesprochen zu haben. In den Kommentaren zu seinem Instagram-Post fand sich in der in den sozialen Medien stets sehr offenen Meinungsflut aber auch durchaus querdenkerisches Treibgut. Verstecken die Autoren sich meist hinter anonymen Kürzeln, war ein Rennfahrer-Kollege leicht zu personifizieren. Der als Motorsport-Experte für seine lockeren und meist originellen Sprüche bekannte Christian Menzel, ließ sich aber zu eher plumper Politiker-Schelte herab: „Die Damen und Herren hätten in der freien Marktwirtschaft keine Chance und würden unser Sozialsystem als Langzeitarbeitslose ebenfalls belasten – obwohl, das wäre günstiger als deren lukrative Bezüge monatlich auszubezahlen. Es läuft für sie!“
Lässt er diese Nachricht unkommentiert, begegnet Glock dem Verschwörungstheoretiker „impfschaden.net“ mit gewissem Spott. Auch die Nachricht „Timo for Bundeskanzler“ wird er sicher nicht ganz ernst nehmen. Er bleibt Rennfahrer - und startet am 20. Juni in Monza in seine neunte DTM-Saison.