Die Merkur Privatbank hat alle Filialen in der Region geöffnet. Doch die Zahl solcher Institute sinkt seit Jahren.
DARMSTADT/MÜNCHEN. Deutschland gilt seit jeher als overbanked, wie es so schön heißt. Also zu viele Banken für zu wenig Kunden. Dass es nach der Corona-Krise weniger Geldhäuser sein werden, ist nicht allzu weit hergeholt. Denn die Konsolidierung kommt voran. Und die Verbraucher können sich schon mal daran gewöhnen, sind doch eine Reihe von Filialen bereits weggefallen beziehungsweise nun wegen der Pandemie geschlossen.
Diese Entwicklung gilt auch für Privatbankiers. Gab es 1950 noch rund 250 solcher Adressen, sind es heute weniger als zwei Dutzend, weshalb sie von der Bundesbank nicht mehr gesondert ausgewiesen werden. Und in diesem exklusiven Klub befinden sich nur wenige eigentümergeführte Häuser, während hinter anderen Bankriesen oder andere Konzerne stehen.
Zur letztgenannten Gruppe gehört die Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser, die vor Kurzem das Düsseldorfer Bankhaus Lampe übernommen hat. Es entstehe nun eine der führenden deutschen Privatbanken mit 1400 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von zehn Milliarden Euro, hieß es in einer Mitteilung. Die Frankfurter Bank ist 2016 vom chinesischen Mischkonzern Fosun übernommen worden. Und Lampe gehörte zum Lebensmittelriesen Oetker, der eher mit Pizza, Bier und Puddingpulver von sich Reden macht.
Reine Privatbanken aber gibt es immer weniger. Dabei sind sie die ältesten Institute in Deutschland, die seit dem 18. Jahrhundert von reichen Familien gegründet werden. Dazu gehörten in Frankfurt die Rothschilds, die Bethmanns oder die Metzlers, sagt Werner Plumpe, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt. Knapp 15 unabhängige Banken dieser Art sind noch am Markt vertreten – echte Exoten.
Marcus Lingel, persönlich haftender Gesellschafter der Merkur Privatbank, zählt sich dazu. Und sieht sich mit zuletzt 2,3 Milliarden Euro Bilanzsumme und einem Vorsteuerergebnis von 31 Millionen sowie 440 Beschäftigten unter den Top drei. Dieses Münchner Institut ist nach Übernahme der Bank Schilling auch in der Region gut vertreten: in Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt, Fulda, Aschaffenburg und Mannheim. Alle Filialen sind weiterhin offen, wie es heißt – nach Terminabsprache. Die Schalter aber sind geschlossen. Diese Vorgehensweise macht aufgrund der Kundenstruktur Sinn. Denn aktuell geht es vor allem um den Mittelstand, den es durch die Krise zu begleiten und mit Liquidität zu versorgen gilt. „Wir sehen das als gesellschaftliche Aufgabe, der wir nachkommen wollen", so Lingel. Trotz Regulierung, Digitalisierung und einem beinharten Wettbewerb neben der Corona-Krise sei die Merkur Privatbank für all das gewappnet, so Lingel voller Überzeugung.
Von Achim Preu