DB-Cargo-Chef auf der Ziellinie abgefangen

Jürgen Wilder führt seit gut anderthalb Jahren die Schienengüterverkehrstochter der Bahn, DB Cargo.Archivfotos: dpa  Foto:

Für DB-Cargo-Chef Jürgen Wilder sah es bislang gut aus. Nach Informationen dieser Zeitung sollte er auf der für Donnerstag geplanten Sondersitzung des Aufsichtsrats der Bahn...

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MAINZ/BERLIN. Für DB-Cargo-Chef Jürgen Wilder sah es bislang gut aus. Nach Informationen dieser Zeitung sollte er auf der für Donnerstag geplanten Sondersitzung des Aufsichtsrats der Bahn zum neuen Konzernvorstand für den Bereich Güter/Logistik gekürt werden. Zu dem Bereich gehört neben der Schienengüterverkehrstochter DB Cargo auch der Logistikdienstleister DB Schenker Logistics (inklusive der Sparten Lkw, Flugzeug und Schiff).

Jürgen Wilder führt seit gut anderthalb Jahren die Schienengüterverkehrstochter der Bahn, DB Cargo.Archivfotos: dpa  Foto:

Doch Wilder ist offenbar bei seinem Aufstieg auf der Ziellinie vorerst abgefangen worden. Wie diese Zeitung aus Bahnkreisen erfuhr, ist die Aufsichtsratssitzung verschoben worden, weil der 45-jährige DB-Cargo-Chef im Lager der Bahn-Anteilseigner nun doch nicht die erwartet breite Unterstützung bekomme. Die Front für Wilder beginne zu bröckeln, hieß es.

Dahinter steckt offenbar ein Streit zwischen Union und SPD. Insiderinformationen zufolge soll die Findungskommission, der vier Mitglieder des Aufsichtsratspräsidiums der Bahn angehören, sich auf Wilder als neuen Güter/Logistik-Vorstand des Staatskonzerns verständigt haben. Das werde auch von Bahn-Vorstand und Union befürwortet. Die SPD, die Frauen im Bahn-Aufsichtsrat sowie Teile des Arbeitnehmerlagers präferierten dagegen Wilders Konkurrentin im Rennen um den vakanten Vorstandsposten, Sigrid Nikutta. Diese ist aktuell die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Die 48-Jährige hat zwar erst in diesem Jahr ihren Vertrag bei den BVG verlängert, bis zu ihrem Wechsel nach Berlin hatte sie allerdings Karriere bei DB Cargo gemacht, das früher Schenker Rail hieß. Nikutta leitete dort unter anderem die Bereiche Personal und Produktion.

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Über die genauen Gründe für die Verschiebung der Aufsichtsratssitzung machte die Bahn keine Angaben. Ein Sprecher erklärte lediglich, dass „es noch Abstimmungsbedarf“ gebe. Hinzu komme, dass einige Mitglieder des Aufsichtsrats nicht persönlich an der Sitzung teilnehmen könnten. Das Gremium sollte am Donnerstag eigentlich auch das Sanierungskonzept für DB Cargo auf den Weg bringen.

Wann der Aufsichtsrat erneut tagt, ist offen. Sollte Wilder bei der Besetzung des Vorstandspostens schließlich doch zum Zuge kommen, müsste sich DB Cargo wohl wieder einen neuen Chef suchen. Denn in Personalunion werde er die gesamte Güter- und Logistiksparte des Konzerns und die Schienengüter-Tochter DB Cargo voraussichtlich nicht führen, hieß es in Bahnkreisen. Wilder kam erst vor gut anderthalb Jahren von Siemens zu DB Cargo und löste an der Spitze Alexander Hedderich ab, um die kriselnde Bahn-Tochter zu sanieren. Er sieht hier bereits Fortschritte, doch bei seinem Sanierungsprogramm kommt er bislang nicht voran wie erhofft.