DB Cargo geht in die Offensive: Kein drastischer Abbau von...

DB Cargo. Symbolfoto: dpa

Nachdem DB Cargo Kunden der wichtigen Stahlindustrie abgesprungen waren, sie die vielen Aufträge nicht bewältigen konnte, ist das Unternehmen in die Offensive gegangen. Dies...

Anzeige

MAINZ. Nachdem DB Cargo Kunden der wichtigen Stahlindustrie abgesprungen waren, weil die Schienengüterverkehrstochter der Bahn die vielen Aufträge nicht bewältigen konnte, ist das Unternehmen in die Offensive gegangen. Man nimmt viel Geld in die Hand, hat bereits etliche neue Lokomotiven gekauft, tausende Waggons sollen folgen.

Die Offensive hat auch drastische Konsequenzen für die Personalplanung: Bei DB Cargo rechnet eigentlich niemand mehr damit, dass, wie vom Management ursprünglich geplant und bereits in einer Gesamtbetriebsvereinbarung vorgesehen, bundesweit 2000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Davon 170 in der Deutschlandzentrale in Mainz und in der Europazentrale in Frankfurt.

Die Zahl 2000 sei „bei Weitem nicht mehr zu halten“, heißt es in Unternehmenskreisen. Viele erwarten sogar, dass mit Blick auf den „demografischen Faktor“ – in der Belegschaft stehen verhältnismäßig viele vor dem Ruhestand – unternehmensweit in nicht unerheblicher Größenordnung Stellen nachbesetzt und aufgebaut werden müssen. So gibt es nach Informationen dieser Zeitung Planungen, wonach im operativen Bereich anstatt des drastischen Jobabbaus bis zu 1200 Arbeitsplätze nachbesetzt und geschaffen werden sollen. Im operativen Sektor geht es um Rangierer, Lokführer, um die Wagenkontrolle oder die Instandhaltung.

Anzeige

Personalplanung wird firmenweit neu aufgerollt

Daneben gibt es den nicht-operativen Bereich abseits der Gleise, im Bahn-Jargon „Overhead“ genannt. Dazu gehören vor allem die Verwaltung, weite Teile der Zug- und Ressourcenplanung sowie der Vertrieb, die insbesondere in den Zentralen des Unternehmens in Mainz (rund 1000 Mitarbeiter) und Frankfurt (450 Beschäftigte) untergebracht sind.

Bereits Ende Juli hatte ein Bahnsprecher erklärt, dass das Unternehmen „natürlich in der aktuellen Situation kein operatives Personal reduzieren, sondern vielmehr zusätzliche Ressourcen bei der Transportkapazität wie auch beim dafür benötigten Personal schaffen wird“. Betriebsrat und Management haben nun auf hartnäckiges Drängen der Arbeitnehmervertretung den Stopp des Personalabbaus im operativen Bereich festgeschrieben. Das geht aus einer internen Mitteilung des Unternehmens an die Mitarbeiter hervor, die von DB-Cargo-Chef Jürgen Wilder und dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Jörg Hensel unterzeichnet ist und dieser Zeitung vorliegt. Demnach besteht zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber „Einigkeit, dass angesichts der bestehenden betrieblichen Herausforderungen kein Personalabbau in den operativen Bereichen erfolgen wird“.

Zusätzliche Milliarde soll investiert werden

Anzeige

Der Mitarbeiterinfo zufolge werden darüber hinaus die Planungen auch in den nicht-operativen Bereichen neu aufgerollt: „Die Betriebsparteien vor Ort werden die Personalsituation bei den Overhead-Personalen in allen Bereichen der Produktion und des Vertriebs analysieren, überprüfen und Alternativszenarien entwickeln“, heißt es weiter. Und das wird dann auch konkret die DB-Cargo-Standorte Mainz und Frankfurt betreffen.

Hintergrund der neuen Personalplanungen und Investitionen ist ein neues Programm, das den Namen „Güterverkehrsoffensive 2030“ trägt. Diese sieht vor, von 2018 bis 2022 zusätzlich eine Milliarde Euro zu investieren. Die Transportleistung soll pro Jahr um eine Milliarde Tonnenkilometer gesteigert werden. 2016 ging die Transportleistung von DB Cargo in Deutschland von 71 Milliarden auf 68,6 Milliarden Tonnenkilometer zurück. Betriebsrat und Gewerkschaft hatten die Kehrtwende im Management schon lange gefordert. Die ursprünglichen Planungen, die auf ein Sanierungskonzept von Ex-Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube zurückgehen, waren in ihren Augen eine „Bankrotterklärung“.