Frankfurter Flughafen sucht wieder Personal

In der Flugzeug- und Gepäckabfertigung fehlen Mitarbeiter. Fraport stellt deshalb wieder ein. Archivfoto: Guido Schiek

Der Flughafenbetreiber Fraport rüstet sich schrittweise für den Normalbetrieb. Urlauber beschweren sich derzeit über Engpässe, aber das soll nicht so bleiben.

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FRANKFURT/SÜDHESSEN. Die Menschen wollen wieder reisen – das konnte man in den vergangenen Wochen am Frankfurter Flughafen auf den ersten Blick erkennen. An Check-in-Schaltern und an der Gepäckausgabe haben sich in den Herbstferien wieder lange Schlangen gebildet. Noch können Betreiber Fraport und die Fluggesellschaften dem Andrang nicht an allen Stellen gerecht werden. „Wir kamen von Malta zurück und mussten eineinhalb Stunden auf unsere Koffer warten“, beschwert sich etwa Sylvia Hofmann aus Darmstadt. Torsten Wilke (beide Namen geändert), ebenfalls aus Darmstadt, ist in seinem Leben schon viel geflogen. „So lange wie diesmal habe ich am Check-in aber noch nie warten müssen“, sagt Wilke. Lange Zeit sei für 180 Passagiere nur ein Schalter geöffnet gewesen, „wir haben mehr als eineinhalb Stunden angestanden“.

Schon seit Sommer verzeichnet Fraport deutlich mehr Passagiere. Am ersten Wochenende der Herbstferien habe man täglich 130 000 Fluggäste gezählt. In den Herbstferien des Jahres 2019, bevor die Pandemie den Betrieb lahmlegte, stiegen in Frankfurt noch 200 000 Passagiere am Tag aus und ein. Da viele Airlines ihre Flüge derzeit kurzfristig planten, gebe es Spitzen, die fast auf Vorkrisenniveau seien, erklärt ein Fraport-Sprecher. Dazu komme die nach wie vor starke Entwicklung der Fracht, die auch in Passagierflugzeugen be- und entladen werden müsse. „Das bindet enorm viel Personal.“ Dass es zu Wartezeiten kommen kann, habe der Flughafenbetreiber vor den Ferien mitgeteilt.

„Offenbar hat man ein paar Jobs zu viel gestrichen“, mutmaßte mancher am Rande der Warteschlange. Tatsächlich fehlt Fraport derzeit das Personal, um in den Verkehrsspitzen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten.

Mit Beginn der Krise habe man das Unternehmen darauf ausgerichtet, dass erst 2025/26 das alte Niveau erreicht werde, heißt es von Fraport. Um die wirtschaftlichen Folgen der Krise abzufedern, habe man 4000 Stellen sozialverträglich abgebaut. Das sei auch deutlich in der Abfertigung zu spüren. Zum 30. September 2019 habe die Zahl des Bodenpersonals, insbesondere Flugzeug- und Gepäckabfertigung, bei 7601 Mitarbeitern gelegen. Jetzt seien es nur noch 5604 Beschäftigte.

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Das soll aber nicht so bleiben. Die Kurzarbeit habe man in stark betroffenen Bereichen wie dem Ladeservice komplett zurückgefahren. Und es wird wieder neu eingestellt. Bei der Tochterfirma FraGround hätten bereits 150 neue Beschäftigte den Dienst angetreten, die meisten würden schon im Betrieb eingesetzt. „Für die nächsten Monate werden im Hinblick auf den Flugplan weitere Einstellungen folgen“, heißt es. Das Stellenportal ist entsprechend voll: Besonders gesucht sind Flugzeug- und Gepäckabfertiger.

Um die Zeit zu überbrücken, fährt das Bodenpersonal zum Teil Zusatzschichten. Außerdem schichtet Fraport Personal aus anderen Bereichen dorthin um, „wo der Bedarf am größten ist“. So helfen aktuell etwa 70 Mitarbeiter aus anderen Abteilungen im Gepäckdienst aus. Andere würden ausgebildet, damit sie zur Not einspringen können. Bis zum Ende der Ferien rechnet Fraport noch mit täglich 130 000 Passagieren. Die Entwicklung bleibe aber „hochdynamisch“.

Mit fast 81 000 Arbeitsplätzen (Stand 2019) ist der Flughafen Frankfurt die größte Arbeitsstätte in Deutschland. Betreiber Fraport beschäftigte 2020 mehr als 21 000 Frauen und Männer, dazu kommen Fluggesellschaften und andere Unternehmen, die auf dem Gelände ansässig sind.

Von Anja Ingelmann