10 500 Euro hat die Stadt Biedenkopf im Frühjahr beim hessischen Landeswettbewerb "Ab in die Mitte" gewonnen. Das Preisgeld war für Projekte gedacht, die den Marktplatz...
Biedenkopf. 10 500 Euro hat die Stadt Biedenkopf im Frühjahr beim hessischen Landeswettbewerb "Ab in die Mitte" gewonnen. Das Preisgeld war für Projekte gedacht, die den Marktplatz beleben sollen. Nun hat sich die Wettbewerbsjury angeschaut, wie Biedenkopf das Geld verwendet.
"Mein Lieblingsort mit Wohlfühlklima" – unter diesem Motto hatte das Land zum diesjährigen "Ab in die Mitte"-Wettbewerb aufgerufen. Wichtig dabei: Prämiert werden nicht fertige Projekte, sondern gute Ideen und Konzepte. Und das Preisgeld ist dafür gedacht, diese Ideen und Konzepte umzusetzen. Dabei geht es nicht um groß;e Bauprojekte, sondern um Aktionen, die das Miteinander fördern.
Das Konzept für den Biedenkopfer Marktplatz hatte Kulturreferent Frank Johannes Wölfl mit seinem Team erarbeitet. Und er erklärte jetzt – gemeinsam mit Bürgermeister Joachim Thiemig (SPD) – auch der 15-köpfigen Jury, wie es mit der Umsetzung in Biedenkopf läuft.
Ein wichtiger Baustein für das "Ab in die Mitte"-Projekt ist laut Wölfl der Kulturfundus, der im April in einem zuvor leerstehenden Geschäft am Marktplatz eröffnet wurde. Einen Teil des Inventars hat die Stadt mit dem "Ab in die Mitte"-Preisgeld finanzieren können. Inzwischen sei der Kulturfundus ein zentraler Ort für Kunst und Kultur in Biedenkopf geworden, erzählte Wölfl. Er berichtete von Ausstellungen, Workshops und Theaterproben, die dort stattgefunden haben, und von Lesungen und Konzerten, die noch folgen sollen. Auch Vereine wie BidKultur und der St. Elisbath-Verein nutzen den Raum: für Kunst, Kultur und Jugendarbeit. All das schaffe auch Frequenz für den Marktplatz. Er selbst oder seine Mitarbeiter seien fast täglich im Kulturfundus anzutreffen. Die Tür stehe offen. "Dann kommen auch immer wieder Bürger rein", sagte der Kulturreferent.
Wölfl berichtete auch von den beiden Bürgeraktionen zur Verschönerung des Marktplatzes, die von einigen Bürgern angeregt worden waren, am Ende aber nur wenig Resonanz fanden. Dass die Aktionen dennoch ansprechende Ergebnisse gebracht hätten, zeige der Blick auf die Blumen und Pflanzkästen am Brunnen und am Kulturfundus. Womöglich könne das ein Anstoß; sein, künftig auch an anderen Stellen am Markt mehr Grün anzupflanzen.
Zwei Feste geplant: Ein "Meet and eat" für den 12. September und eine Abschlussfeier für den 21. Oktober
"Wir haben auf jeden Fall Möglichkeiten aufgezeigt", sagte Wölfl und erzählte, dass für den Brunnen am Marktplatz auch noch ein Lichtkonzept in Planung sei.
Darüber hinaus gibt es aber auch noch zwei groß;e Veranstaltungen, die gerade auch junge Menschen auf den Markt locken sollen. Am 12. September (Mittwoch) ist ein "Meet and eat" mit dem St. Elisabeth-Verein und Schulen geplant. Musik, Tanz und eine Graffiti-Aktion gehören dazu. Die Beruflichen Schulen sorgen für Fingerfood.
Und für den 21. Oktober (Sonntag) ist eine groß;e Abschlussveranstaltung mit Poetry Slam für das "Ab in die Mitte"-Projekt geplant. Denn das Projekt ist vom Land befristet angelegt: Das Konzept muss bis zum Herbst umgesetzt, das Preisgeld bis dahin ausgegeben sein.
Bei "Ab in die Mitte" gehe es nicht darum, teure langfristige Projekte zu fördern, erklärte Karin Jasch, die beim Hessischen Umweltministerium für den Landeswettbewerb zuständig und auch Vorsitzende der Jury ist, beim Ortstermin in Biedenkopf. "Ab in die Mitte bietet aber die Chance, einfach mal etwas auszuprobieren", sagte Jasch. Und das sei in Biedenkopf offenbar gut gelungen, sagte Jasch mit Blick auf die Aktionen, die in Biedenkopf mit dem Preisgeld finanziert werden.
Auch andere Mitglieder der Jury, der zum Beispiel Vertreter aus Wirtschaft und Kulturarbeit angehören, fanden lobende Worte. Positiv fiel etwa auf, dass mit der Schaffung des Kulturfundus zugleich Leerstand im Stadtzentrum beseitigt werden konnte.
Ob es denn mit dem Kulturfundus weitergeht, wollte ein Jurymitglied wissen. Die Stadt habe die Räume zunächst nur bis zum Herbst angemietet, erklärte Bürgermeister Thiemig. Ob die Stadt darüber hinaus Geld dafür bereitstellt, müssten die politischen Gremien entscheiden.
Am Thema Leerstand in der Innenstadt hatte die Jury groß;es Interesse. Das Problem leerstehender Geschäfte beschäftige auch die Stadt, erklärte der Bürgermeister. Die Gründe dafür, dass Geschäfte schließ;en, seien vielschichtig. Manche Inhaber fänden keinen Nachfolger, andere machten aus wirtschaftlichen Gründen zu. Der Online-Handel spiele sicher eine groß;e Rolle.
Zugleich sei Biedenkopf aber eine Wachstumsgemeinde, hob Bürgermeister Thiemig – befragt nach der Entwicklung der Einwohnerzahl – hervor. In den vergangenen Jahren habe die Stadt 500 Einwohner hinzugewonnen. Denn es gebe viele Unternehmen, die Arbeitsplätze bieten, bezahlbaren Wohnraum, Schulen, den Campus der Technischen Hochschule und vieles mehr was Biedenkopf attraktiv mache.