Keine Dividende von Volks- und Raiffeisenbanken?

Die Finanzaufsicht macht wegen der Coronapandemie scharfe Vorgaben. Die gelten nicht nur für die Großen wie Deutsche Bank und Commerzbank, sondern auch für kleine Häuser in...

Anzeige

DARMSTADT/SÜDHESSEN. Seit Jahren haben die Volks- und Raiffeisenbanken wie auch die Sparkassen in der Region mit der Regulatorik auf dem Bankensektor zu kämpfen. „Ob es um die Deutsche Bank geht oder um eine kleine Volksbank – da macht die Finanzaufsicht keinen Unterschied“, sagte vor Kurzem ein Vorstand. Das Prinzip gilt auch in der Coronakrise. Im Zuge der Pandemie forderte die Europäische Zentralbank (EZB) von den Geldhäusern den Verzicht auf die Ausschüttung von Dividenden bis zum 1. Oktober. Dem schloss sich die Finanzaufsicht Bafin an und verschickte eine „dringende Empfehlung“. Diese richtet sich nicht nur an die Großen wie Deutsche Bank oder Commerzbank, sondern an alle Institute. Die Bundesbank schloss sich dem an.

Während es gebeutelten Geldhäusern schwerfallen dürfte, eine Dividende zu zahlen, haben die meisten Volks- und Raiffeisenbanken dieses Problem nicht. Gerade in Südhessen befinden sich viele kerngesunde Institute mit genug Eigenkapital. Trotz Corona würde man die Dividende gerne an die Mitglieder ausschütten, heißt es. Die Äußerungen der Bafin treffen auf Unverständnis – in der Sache und im Ton. So habe Bafin-Chef Felix Hufeld gesagt, wer trotzdem eine Dividende zahle, müsse sich fragen, ob er der geeignete Vertreter für eine Bank sei. Bei den Genossenschaftsbanken erntet er Kopfschütteln, zumal die Bafin eine solche Vorgabe rechtlich gar nicht machen könne.

Gleichwohl müssen sich die Institute überlegen, was sie tun. Die Volksbank Darmstadt-Südhessen eG, mit einer Bilanzsumme von 4,7 Milliarden Euro und rund 99 000 Mitgliedern die Nummer zwei in Südhessen, will erst einmal abwarten. Üblicherweise schlagen Vorstand und Aufsichtsrat eine Dividende vor und die Vertreterversammlung fasst den Beschluss. Die Genossen haben den Termin auf 2. November verlegt. Vorstandssprecher Michael Mahr hofft, dass es bis dahin eine Regelung im Sinne der Mitglieder gibt.

Auch Ausschüttung der Sparkassen betroffen

Anzeige

Die Raiffeisenbank Ried eG (Bürstadt), mit 400 Millionen Euro Bilanzsumme eine kleinere Bank, hat ihre Vertreterversammlung schon mehrmals verschoben. Bis Mitte Juli wolle sich die EZB äußern und sagen, wie es weitergeht, sagt Vorstand Claus Diehlmann. Dann wolle man den neuen Termin festlegen. Die Vertreterversammlung der Rüsselsheimer Volksbank eG (Bilanzsumme: 450 Millionen) tagte im Juni übers Internet und beschloss, den Vorgaben der Bafin zu folgen und die Entscheidung über die Dividende aufs vierte Quartal zu verschieben.

Die Vorgabe der Bafin trifft auch die Sparkassen und deren Ausschüttung an die Träger. Die Sparkasse Darmstadt (Bilanzsumme: 4,9 Milliarden) hat die Entscheidung auf Empfehlung der EZB und mit Zustimmung des Verwaltungsrats auf Oktober verschoben, heißt es dort.

Von Anja Ingelmann