Etwa fünfmal jährlich sitzt Thomas Steiger im Gerichtssaal. Der 53-Jährige ist als Jugendschöffe tätig. Als ehrenamtlicher Richter in der Jugendstrafgerichtsbarkeit wirkt...
MESSEL. Etwa fünfmal jährlich sitzt Thomas Steiger im Gerichtssaal. Der 53-Jährige ist als Jugendschöffe tätig. Als ehrenamtlicher Richter in der Jugendstrafgerichtsbarkeit wirkt er an Gerichtsverhandlungen im selben Umfang und mit gleicher Stimme mit wie ein Berufsrichter. „Ich wurde vor mehr als zwölf Jahren durch einen guten Bekannten von der Messeler Gemeinde für diese Tätigkeit vorgeschlagen“, erzählt Steiger. Mit Interesse hatte er das Amt, für das man für die Dauer von fünf Jahren gewählt wird, angenommen – mittlerweile bereits zum dritten Mal. Seitdem gibt er seine Meinung ab – egal, ob es um Schwarzfahren, Diebstahl oder versuchten Mord geht.
Mitglied im Auschuss für Ideen-Management
„Schöffe ist für mich ein Hobby“, erklärt der Messeler, der verheiratet ist und Vater einer 20-jährigen Tochter. Eine juristische Vorbildung hat er nicht, diese sei auch nicht erforderlich. Vom Arbeitgeber wird er für diese ehrenamtliche Aufgabe freigestellt. Hauptberuflich arbeitet Thomas Steiger in einer ganz anderen Abteilung – als Betriebsschlosser bei Merck. Und das bereits seit 1980. „Damals habe ich bei Merck eine Ausbildung zum Maschinenschlosser absolviert“, blickt Steiger zurück. Auch heute noch gehe er täglich gerne zum Arbeiten, ist nebenbei noch Mitglied im Ausschuss für Ideen-Management. Hier können Mitarbeiter Verbesserungsvorschläge einreichen, die dann im Gremium beraten – und eventuell schließlich auch umgesetzt werden. Auch im Betriebsrat war der Messeler die vergangenen fünf Jahre aktiv dabei. Derzeit sei er auf der Nachrücker-Liste.
Merck-Mitarbeiter seit 38 Jahren – da hat sich doch sicher eine Menge verändert? Thomas Steiger muss nicht lange überlegen. „Klar, aber ich fühle mich immer noch sehr wohl.“ Allerdings sei die Wertschätzung in dem großen Familienunternehmen „früher schon eine andere gewesen.“ Da sei man noch mehr Mensch gewesen, heute „ist man mehr die Nummer geworden.“ Aber das liege sicher auch „an der allgemeinen heutigen Ellenbogengesellschaft“, meint er.
Eine Altersteilzeitregelung könnte sich Thomas Steiger vorstellen. Schon allein aus dem Grund, weil er dann mehr Zeit für eines seiner großen Hobbys hätte: Reisen. „Ich mache unheimlich gerne Urlaub“. Zusammen mit seiner Frau, („Nein, die habe ich nicht wie einige meiner Kollegen bei Merck kennengelernt“) ist er zuletzt drei Wochen durch Thailand gereist – und habe noch lange nicht alles gesehen. Auch das jährliche Wandern steht bei ihm hoch im Kurs. Und Joggen – mindestens zweimal wöchentlich – bedeutet für ihn einen Ausgleich zum Job.
Wichtig ist Thomas Steiger aber vor allem das Ehrenamt. Zum einen die ehrenamtliche Arbeit als Jugendschöffe, die man prinzipiell bis zum 65. Lebensjahr ausüben darf. „Außerdem singe ich Tenor bei den Massilia Voices in Messel“, erzählt Steiger. Warum nicht im Merck-Chor? „Ich möchte die kleinen Vereine, die ehrenamtlich arbeiten, unterstützen“, betont er. Bei Benefiz-Konzerten, deren Erlös karikativen Zwecken oder der Jugendarbeit von kleinen Vereinen zugutekommt, ist er stets dabei.