Staffa hört auf – und bleibt doch am Ball

Hat nun mehr Zeit für „seinen“ TuS Kubach, dessen zweiter Vorsitzender er ist: Rainer Staffa hat sein Amt als Vorstandsmitglied der Volksbank Mittelhessen abgegeben – und geht nach 40 Berufsjahren in den Ruhestand. Verein, Familie – und sein Motorrad sollen von dem Gewinn an Freizeit profitieren.  Foto: Beuster

Nach 40 Jahren im Beruf hört Rainer Staffa auf: Sein Amt als Volksbank-Vorstandsmitglied hat er abgegeben. Auch wenn es jetzt für den 58-Jährigen im Alltag ein wenig ruhiger...

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WEILBURG-KUBACH. Nach 40 Jahren im Beruf hört Rainer Staffa auf: Sein Amt als Volksbank-Vorstandsmitglied hat er abgegeben. Auch wenn es jetzt für den 58-Jährigen im Alltag ein wenig ruhiger wird, bleibt Staffa am Ball – als zweiter Vorsitzender des Tus Kubach.

40 Jahre lang hat Staffa gearbeitet, nun soll Schluss sein. Dabei war der Banker gerade auf dem Höhepunkt seiner Karriere – als Vorstandsmitglied eines der größ;ten genossenschaftlichen Kreditinstitute in Deutschland – der Volksbank Mittelhessen. Die hat mehr als 1300 Mitarbeiter und 193 889 Genossen – immerhin mehr als der Landkreis Limburg-Weilburg Einwohner hat. Doch Staffa hat für sich entschieden, dass er nun aufhören will. "40 Jahre im Beruf, das war für mich der Punkt, an dem ich gesagt habe: das passt", erzählt Staffa.

"Nun ist es auch an der Zeit, dass ich mich dort aktiver einbringe"

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Er wolle die Entscheidung bewusst treffen, seine berufliche Karriere zu beenden. "Meiner Frau und mir geht es gesundheitlich jetzt gut", sagt Staffa. Das wolle er nun ausnutzen. Eine Hüftoperation vor einigen Jahren sei ihm ein Warnsignal gewesen. Staffa habe da erkannt, dass es nicht selbstverständlich sei, körperlich fit zu sein. Und: "In meiner Karriere hat meine Frau mir oft den Rücken frei gehalten", wie Staffa sagt. "Nun ist es auch an der Zeit, dass ich mich dort aktiver einbringe."

Am Freitag, 31. August, war sein letzter Tag als Vorstand der Volksbank Mittelhessen. Ein ganz normaler Arbeitstag, wie Staffa sagt. Eine kleine Feierstunde zur Verabschiedung ist für später geplant gewesen.

14 Jahre hat er in der Vorstandsetage der Genossenschaftsbank gewirkt. Zuletzt war er verantwortlich für die Bereiche Individualkreditmanagement, Marktservice, Sicherheit und Vorsorge, Recht, Unternehmenssicherheit und Compliance. Doch angefangen hat seine Bankierskarriere ganz anders. 1978 ist der aus dem jetzigen Braunfelser Stadtteil Philipsstein stammende Staffa in die damalige Volksbank Wetzlar-Weilburg eingetreten. Auf eine Ausbildungsstelle kamen damals 200 Bewerber – und Staffa war dementsprechend froh, dass er am Ende seine kaufmännische Ausbildung bei dem Institut machen konnte. Das Geschäft des Bankiers lernte Staffa von der Pieke auf – zunächst ganz traditionell am Schalter. Aus dieser Zeit kennt er noch viele Menschen aus der Region, die er als Kunde bediente. Als "Springer" lernte Staffa zudem viele Betriebe und Unternehmer in Mittelhessen kennen, was ihm zugute kam, als er in das Kreditgeschäft für gewerbliche Kunden einstieg.

Neben dem Beruf qualifizierte Staffa sich dann weiter, etwa in einem berufsbegleitenden Studium an der Bankakademie in Koblenz und beim Bank-Führungsseminar an der Akademie der Genossenschaften in Montabaur.

1994 wechselte er zur Volksbank Gieß;en, wo er 1998 zunächst Bereichsleiter und 2001 Direktor wurde. 2004 wurde er in den Vorstand der nun neuen Volksbank Gieß;en-Friedberg berufen.

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Die vielen Fusionen, die Staffa in seiner Karriere begleitet hat, haben den Bankier auch geprägt. "Die emotionalste war sicherlich der Zusammenschluss mit der Volksbank Wetzlar-Weilburg", erinnert sich Staffa. Denn viele Kollegen kannte er noch aus seiner Zeit bei dem Institut.

Die Volksbank Mittelhessen derweil lobt den ausgeschiedenen Vorstand für dessen "groß;e Erfahrung", die er durch sein breites bank- und kreditwirtschaftliches Know-how eingebracht und so zum Erfolg der Bank beigetragen habe.

Wenn Staffa hingegen am Rand des Kunstrasenplatzes am Weilburger Stadion entlangschreitet, merkt man dem mittlerweile 58-Jährigen an, dass er durchaus mit Leidenschaft seinem Beruf nachgegangen ist und er doch auch wehmütig auf seinen Abschied blickt. Der Wandel seiner Branche, die durch die fortschreitende Digitalisierung unter Anpassungsdruck geraten ist, fasziniert den Bankier. Kreditinstitute entwickelten sich immer mehr zu Dienstleistern, die Komplettpakete anböten, erklärt Staffa. Während immer mehr Kunden mit dem Smartphone Bankgeschäfte erledigten und die Besuche in den Fialen abnehmen, müssten die Banken neue Modelle entwickeln und gleichzeitig dafür sorgen, eine Versorgung mit Bargeld und Beratung vor Ort sicherzustellen, wie Staffa sagt.

Im Gespräch mit Staffa wird deutlich, dass er vor Wandel an sich keine Angst hat – in 40 Berufsjahren hat er viele Veränderungen in der Branche erlebt. So seien zum Anfang seiner Karriere noch Verträge per Handschlag geschlossen worden, der "ehrbare Kaufmann" sei Grundlage des Geschäfts gewesen.

Heute gelte es für Kreditinstitute indes, eine "ausufernde Regulatorik" zu stemmen, eine Aufgabe, mit der sich vor allem die kleineren Institute schwertun, wie Staffa sagt, die aber in größ;eren Einheiten ebenfalls Ressourcen binden. Endlose Dokumentation und Berichte – eine Entwicklung, die Staffa sichtlich nicht gefällt, auf der anderen Seite sieht er aber auch Chancen, durch gute Beratung näher an die Kunden rücken zu können.

Ja, er hätte auch weitermachen können. Und er geht mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Aber Staffa hat fest im Blick, was künftig noch mehr seiner Aufmerksamkeit erhalten wird und zeigt auf das Kunstrasenfeld, das sein Verein, der TuS Kubach als Mitinitiator im Verbund mit der SG Oberlahn mit auf die Beine gestellt hat – Staffa war Projektleiter.

Doch schon jetzt müssten die Weichen für eine nötige Überholung des Platzes gestellt werden, wenn der Kunstrasen das Ende seiner Spielzeit hinter sich hat. Das dauert zwar noch gut und gerne ein Jahrzehnt – doch kostet einen Betrag, für den schon jetzt vorgesorgt werden muss, um dann auch mögliche Anträge für Förderungen stellen zu können. Sein Finanz-Know-how will Bankier Staffa also auch nach seinem Ruhestand als zweiter Vorsitzender des TuS Kubach einbringen. Selbst früher leidenschaftlicher Fuß;baller, kann er nach der Hüft-OP nicht mehr selbst auf den Platz – was Staffa nicht daran hindert, dennoch ab und an kunstvoll den Ball mit den Füß;en zu jonglieren.

Doch nicht nur dem ehrenamtlichen Engagement für seinen Verein und der Familie will sich Staffa künftig mehr widmen, sondern auch seinem groß;en Hobby, dem Motorradfahren. "Losfahren, ohne das Ziel zu kennen. Einfach auf das Motorrad steigen und ganz nach Lust und Laune entscheiden, in welche Richtung es gehen soll", sagt Staffa.

Zur Person

Privat: Rainer Staffa (58) stammt ursprünglich aus Braunfels-Philipstein, wohnt in Kubach, ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter.Beruflich: kaufmännische Ausbildung bei der Volksbank Wetzlar-Weilburg, berufsbegleitendes Studium an der Bankakademie Koblenz. Später ist er unter anderem Bereichsleiter, dann Direktor der Volksbank Gieß;en, seit 2004 Vorstand der Volksbank Gieß;en-Friedberg, dann bei der Volksbank Mittelhessen. Engagement: zweiter Vorsitzender des TuS Kubach.