"Formschön" in Griesheim: Heike Geibel bietet Edles für Drunter und Drüber
Von Anja Ingelmann
Reporterin Wirtschaft Südhessen
Heike Geibel hat vor drei Jahren mit ihrer Boutique den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Fotos: Karl-Heinz Bärtl
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GRIESHEIM - Die Tür öffnet sich und der Blick fällt auf den Kronleuchter an der Decke. Das gedämpfte Licht lässt die goldene Tapete mit Brokatmuster schimmern, die Kommode mit den glänzenden Griffen ebenso. Beim Eintreten in Heike Geibels Wäscheladen „Formschön“ merkt man, dass hier jemand mit Liebe Hand angelegt hat. Die aktuellen Wäschekollektionen hängen auf Bügeln an der Wand, die übrigen Stücke sind in Kommoden verstaut.
Vor drei Jahren hat Geibel ihren Laden am Griesheimer Marktplatz aufgemacht. Zuvor war sie lange im Vertrieb in der IT-Branche beschäftigt. Mit 58 erhielt sie die Kündigung und musste sich etwas Neues überlegen. „In dem Alter noch einmal in der IT-Branche Fuß zu fassen, hielt ich damals für unrealistisch“, sagt sie. Sei jeher interessiert sie sich für Mode, und da lag die Eröffnung eines Textilgeschäfts nahe. „Ich hatte damals zwei Immobilien verkauft und das Glück, etwas Startkapital zu haben“, sagt sie. Von der ersten Idee, Damenoberbekleidung zu verkaufen, ist sie schnell wieder abgerückt. „Für Mäntel, Jacken, Hosen und so weiter hätte ich ein großes Lager gebraucht.“ Dann kam sie auf den Gedanken, das Ganze mit Wäsche zu machen. „Bei einem Stadtbummel in Michelstadt habe ich einen tollen Badeanzug im Schaufenster entdeckt und mir den Hersteller notiert“, sagt sie.
Wenig später war der Vertreter der Firma Mehlhorn da und das Konzept für den Laden nahm Form an. Von ihm kam der Tipp, die belgische Firma Van de Velde mit den Marken Marie Jo und Primadonna ins Sortiment aufzunehmen, weitere wie Simone Pérèle kamen dazu. Als Ergänzung gibt es Damenoberbekleidung, „das gleicht die Umsätze aus, wenn die Wäsche mal nicht so läuft“, sagt Geibel.
Heike Geibel hat vor drei Jahren mit ihrer Boutique den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Fotos: Karl-Heinz Bärtl Foto:
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Die Preise bewegen sich im mittleren und gehobenen Segment, vom Hemdchen für 12 Euro bis zum BH für 120 Euro. Mittlerweile hat „Formschön“ einen Kreis von Stammkundinnen von 30 bis 75 Jahren aufgebaut, einige kommen aus Griesheim, Pfungstadt, aus dem Ried, aber auch aus Mainz oder Aschaffenburg. „Wäsche ist sehr beratungsintensiv und es muss auch zwischenmenschlich passen“, hat Geibel festgestellt. Acht von zehn Frauen würden nicht ihre richtige BH-Größe kennen und es passe auch nicht jeder BH zu jeder Brust. „Einer Dame über 50 mit einer etwas weicheren Brust würde ich zum Beispiel keine Herzform empfehlen.“
Das Wissen hat sich Geibel selbst angelesen und über Lehrgänge bei den Herstellern ausgebaut. Ihrer Ansicht nach lohnt es sich, etwas mehr Geld für Wäsche auszugeben, die Qualität und Passform sei einfach besser. Im Sortiment sind alle Größen von 70 A bis Cup F. Kassenschlager ist das Modell Avero von Marie Jo, das in mehreren Farben angeboten wird. Die Träger sind mit Blümchen verziert, lassen sich etwa zum Neckholder umbauen oder ganz entfernen. Auch für besondere Wünsche hat Geibel etwas zu bieten, zum Beispiel venezianische Masken in passenden Farben zu den Dessous.
DIE SERIE
Sie bestehen häufig seit Jahrzehnten und das nicht selten in Familientradition: Kleinunternehmen unserer Region. Abseits der mittelständischen Firmen und großen Konzerne werden sie oft nur unterschwellig wahrgenommen. Das soll sich durch die Serie „Die kleine Wirtschaft“ ändern. (red)
Konkurrenz sind vor allem zwei Wäscheläden in Pfungstadt und weitere zwei in Darmstadt, wobei das Konzept dort ein anderes sei. Geibel ist stolz auf die exklusive Gestaltung ihres Geschäfts, „von Vertretern habe ich gehört, dass es in der Region kaum ähnliche Geschäfte gibt“. Vor Kurzem hat „Formschön“ einen Preis gewonnen: Die Fachzeitschrift „Sous“ hat den Laden deutschlandweit als einen der fünf besten Wäsche-Shops mit Boutique-Charakter ausgezeichnet. „Das ist der Oscar der Wäsche“, sagt die Inhaberin.
Laufkundschaft kommt allerdings wenig in den Laden. Um auf sich aufmerksam zu machen, hat die Inhaberin schon viele Ideen entwickelt. So zum Beispiel eine Aktion zur Premiere des amerikanischen Erotikfilms „Fifty Shades of Grey“ im Kinopolis. Damals hat Geibel Wäschesäckchen mit Inhalt an die Besucherinnen verteilt. Sie bietet Sonderaktionen, Dessouspartys (im Laden und bei den Kunden zuhause) sowie Exklusivshopping nach Ladenschluss. Einen Onlineshop kann sie sich aber nicht vorstellen: „Für mich ist Wäsche ein Hygieneartikel und bei Rückläufern weiß man nie, was vorher damit gemacht wurde.“