Dienstag,
29.10.2019 - 00:00
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Häufig überversichert
Von Marina Speer
DARMSTADT - Jeder Deutsche hat im Durchschnitt mehr als fünf Versicherungen. Die Krankenversicherung ist Pflicht, ebenso die Kfz-Haftpflicht fürs Auto und die gesetzliche Rentenversicherung. Man kann aber auch eine abgesagte Hochzeit, die Ausbildung der Kinder oder den Zahnersatz versichern. Für fast jedes Szenario gibt es das passende Angebot. Und offensichtlich finden sich dafür auch Abnehmer.
Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft ist die Zahl der Versicherungsverträge in den vergangenen vier Jahren gestiegen. Eine Erfahrung, die auch die Verbraucherzentrale Hessen in Darmstadt macht: „Zu uns kommen deutlich mehr Verbraucher, die über- oder falsch versichert sind“, sagt Beraterin Katrin Johannsen. „Die wenigsten Verbraucher sind unterversichert.“
Doch nicht jeder Abschluss macht Sinn. „Eine Versicherung ist dazu da, den absoluten Gau abzusichern“, sagt Johannsen. Das beste Beispiel für eine sinnvolle Versicherung ist die private Haftpflichtversicherung. Damit werden Schäden bei anderen abgesichert, die im Einzelfall ziemlich teuer werden können. Auch eine Wohngebäudeversicherung kann für Eigentümer sinnvoll sein. Sie ersetzt die Kosten für Schäden am Gebäude, die beispielsweise durch Brand, Blitzeinschlag oder Sturm verursacht wurden.
„Dagegen ist eine Sterbegeldversicherung unnötig“, sagt Johannsen. Viele ältere Menschen seien zwar davon überzeugt, doch sei es fast immer sinnvoller, noch zu Lebzeiten das Geld für die Beerdigung anzusparen und keine Versicherung dafür abzuschließen. Auch von einer Glasbruchversicherung rät Johannsen eher ab: „Man muss sich nur die Frage stellen, wie häufig Fenster kaputt gehen. Genau: fast nie. Aber trotzdem zahlt man ein und ein.“ Von solchen Versicherungen profitierten insbesondere die Versicherungsunternehmen – nicht aber die Versicherten. Die Handyversicherung bezeichnet der Bund der Versicherten beispielsweise nicht nur als unnötig, sondern sogar als „smarten Betrug“.
Grundsätzlich rät Johannsen, sich immer dann mit seinen Versicherungen auseinanderzusetzen, wenn sich die Lebenssituation verändert. „Wer zusammen zieht, kann beispielsweise die Hausratsversicherung gemeinsam nutzen.“ Auch eine Hochzeit, die Geburt der Kinder, der Renteneintritt oder der Bau eines Hauses kann andere Versicherungen notwendig machen.